Fotografische Arbeiten                

 

 

Öffentliche Gebäude stehen im Mittelpunkt des Interesses. Hier sind es Bäder und Kurmittelhäuser, die der Fotografin Edith Glischke Anlass zur fotografischen Aufnahme bieten. Großzügige Innenräume, Schwimmhallen, Ruheräume, kleinere Bereiche wie Umkleidekabinen, Anwendungsbecken und oft auch für den flüchtigen Passanten unscheinbare Detailarrangements mit zum Beispiel einem Wäschekorb, Schläuchen, Kachelwänden, Bildern oder Stühlen werden prägnant ins Bild gesetzt. Solche Zusammenstellungen sind oft Gegebenheiten, die von den Benutzern oder Mitarbeitern dieser öffentlichen Gebäude nicht gezielt eingerichtet oder wahrgenommen werden. Es sind eher improvisierte Konstellationen, die durch die Funktion und Ordnung derartiger Häuser bestimmt werden. Arrangements also, die ihre eigene und funktionsbestimmte Entstehung haben und von dieser Eigenwilligkeit gekennzeichnet sind.

 

In den Fotografien herrschen klare, geometrische Formen. Ein statischer Bildaufbau und ein harmonischer Farbzusammenklang gewährt Ruhe und Ausgeglichenheit. Es wird ein frontaler Einblick in eine stille, atmosphärisch geladene Innenwelt gegeben. Dabei bleibt eine Außenwelt jedoch immer spürbar. Denn es sind Andeutungen gegeben, z.B. in Form von hellem Gegenlicht, das durch ein Fenster hereinscheint oder einer geöffneten Tür, die einen Blick in den die Innenwelt umgebenden Außenraum freigibt. Die Fotografien  sind so angelegt, dass dem Betrachter die Möglichkeit bleibt, das Bild in Gedanken fortzuentwickeln. Die Aufnahmen gehen auf diese Weise über den Bildrand hinaus und sind vom Charakteristikum der Offenheit getragen.

 

Edith Glischke verfolgt die Thematik des öffentlichen Bades schon über einen langen Zeitraum. Zunächst geschah dies auf eine – wörtlich genommen – spielerische Art und Weise, denn ihre Kindheit verbrachte sie in unmittelbarer Nähe der römischen Barbara–thermen und der Kaiserthermen, deren Überreste aus dem 2.–4. Jahrhundert in ihrem Heimatort Trier stehen. Immer wieder boten diese bedeutenden historischen Gemäuer für sie eine faszinierende Kulisse. Später entstanden dort viele Zeichenstudien. Eine weitergehende Auseinandersetzung mit der Thematik des Erholungsbades fand während ihres fotografisch – künstlerischen Studiums an der Kunstakademie in Düsseldorf statt. Der subjektiven Empfindung tritt nun eine dokumentarisch  --künstlerische Perspektive hinzu. Die Technik der Grossbildfotografie gibt ihr die Möglichkeit beide Sichtweisen gleichwertig zu verknüpfen. Einerseits Aufnahme von ästhetisch strukturierter Architektur in klarer, brillanter Materialwiedergabe, andererseits künstlerische Umsetzung, also Aufnahme ihrer subjektiven Empfindung in Licht und Farbe, wobei jedoch die Integration der verschiedenen Aspekte selbstverständlich bleibt.

 

 

- Erlebte Wirklichkeit wird Form -

- Assoziationen werden Bild –

 

Gabriele Conrath - Scholl

(Leiterin der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln)